Angefangen hat die Hausbau-Geschichte mit einem ganz anderen Traum. Dem Traum von einem Offroad-Wohnmobil. Damit wollte ich als Wind- und Kitesurfer all die windigen Strände dieser Erde bereisen und abseits der austretenen Touristentrampelpfade die Welt entdecken.
Diesen Traum habe ich seit Anfang Zwanzig geträumt und mit Mitte Vierzig endlich erfüllt. Ich habe mir einen 20 Jahre alten Mercedes Allrad-Lkw vom Niederländischen Heer und einen Shelter von der deutschen Bundeswehr gekauft und beides zu einem gemütlichen Fernreisemobil auf- und ausgebaut.
Acht Monate hat es gedauert, bis unser „Sternchen“ – so heißt unser Mobil – fertig war. Von der Planung über den Möbelbau bis hin zur Gas-, Wasser-, Elektro- und Heizungsinstallation haben Edith und ich mehr oder weniger alles selbst gemacht.
Im Endstadium des Ausbaus, im Bewusstsein unser kleines Rolling Home geschaffen zu haben, murmelte ich einen folgenschweren Gedanken vor mich hin:
„Das nächste was ich mache ist der Bau unseres Hauses.“
Das war im Jahr 2008. Das erzählte ich drei Jahre später meinem Kumpel Charly, der darauf nur trocken antwortete:
„Das ist für 50.000 Euro möglich.“
Charly hatte damals nämlich schon ein Haus renoviert und ein Holzhaus komplett neu gebaut und mittlerweile weitere zwei Häuser umgebaut und eine Wohnung renoviert. Er weiß also ziemlich genau, was möglich ist und was nicht. Vor allem aber denkt er unkonventionell und findet gute und günstige Lösungen.
Ich erwiderte auf seine Bemerkung nur:
Ich hatte nämlich nach der Fertigstellung unseres Wohnmobils und nach unserer ersten achtmonatigen Testreise durch Südeuropa, Marokko und die Westsahara ein Buch über den Bau unseres Wohnmobils geschrieben. Das ist mittlerweile in seiner vierten Print- und sechsten Gesamtausgabe seit fast 10 Jahren auf dem Markt ist und hat sich zu einem 512-Seiten-Wälzer mit fast 2 kg Gewicht entwickelt.
So lag es nahe, nach der Realisierung des Traums vom selbst gebauten Wohnmobil und dem Schreiben eines Buches darüber, auch den Traum vom selbst gebauten Haus in die eigenen Hände zu nehmen. Denn trotz aller Liebe zum Reisen träumen wir bis dato vom eigenen, kleinen und bezahlbaren Häuschen im Grünen. Wir wollen - wie ich es im Vorwort zu meinem Wohnmobil-Buch formuliert habe - zwei Leben in einem leben. Ein Nomadenleben und ein "normales" Leben. Und dazu gehören für uns nun mal unser Wohnmobil und eine kleine Home-Base.
Die Idee mit dem Bau unseres Hauses unter 100.000 Euro habe ich 2013 einem Freund und Architekten erzählt: Hans-Peter Meyer, Inhaber von Vitalarchitektur Meyer in Weitnau im Allgäu. Der war sofort begeistert und hat seine Mitwirkung zugesichert. Seit 2013 sind wir also gemeinsam am Konzipieren und Planen, haben Ideen entwickelt und wieder verworfen, Kosten kalkuliert, Komponenten recherchiert, unterschiedliche Bauweisen gegeneinander abgewogen und so das Konzept immer weiter verfeinert.
So habe ich mit Charly und Hans-Peter zwei Unterstützer an meiner Seite, die im Prinzip auch die beiden Pole des Bauens verkörpern: Charly, der "Selbstbau-Schlaule", der versucht, clevere und preisgünstige Lösungen zu finden. Hans-Peter, der Planungs-Profi, der uns immer wieder einfängt und klarmacht, dass das eine oder andere so nicht funktioniert oder nicht zulässig ist.
Zu einer schier endlosen Geschichte gestaltete sich die Suche nach einem passenden Grundstück. Edith zog es immer nach Kärnten, wo wir seit der Rückkehr von unserer ersten, achtmonatigen Wohnmobilreise leben. Zumindest dann, wenn wir nicht mit unserem Sternchen unterwegs sind.
Ich wollte eigenlich in meiner Wahlheimat Oberbayern bleiben, wobei wir die Suche nach einem geeigneten Grundstück nach Westen bis ins Allgäu und an den Bodensee ausgedehnt hatten, nach Osten bis zum Chiemsee. Die explodierenden Grundstückspreise in Oberbayern haben einerseits das Ansinnen, dort ansässig zu werden, vereitelt. Andererseits waren es unsere Ansprüche oder Wünsche, die wir an unser neues Zuhause stellten, die in Deutschland nahezu nicht zu verwirklichen sind: Almartige Alleinlage mit Weitblick und maximaler Ruhe standen ganz oben auf der Wunschliste, allerdings nicht zu hoch gelegen, weil es sonst zu frisch wird, aber auch nicht zu tief, weil gerade in Kärnten im Winter der Nebel in den Niederungen oft sehr zäh ist und die Sonne wenn überhaupt erst am Nachmittag den Durchbruch durch die Wolkendecke schafft.
Fast 10 Jahre nach der Formulierung des ersten Gedankens an den Selbstbau eines Hauses habne wir 2017 ein Grundstück gefunden, das unseren Wünschen und Ansprüchen gerecht wird. Es ist nicht almig, auch keine Alleinlage, aber sehr ruhig gelegen, am Waldrand, mit einigen wenigen -und ganz wichtig, netten Nachbarn. Nicht in Oberbayern, aber in Kärnten, gerade mal eine halbe Stunde von der italienischen und slowenischen Grenze entfernt. Mit einem atemberaubenden Weitblick in die Julischen Alpen und mit Blick auf den Ossiacher See. Ein solches Grundstück wäre in Oberbayern unbezahlbar gewesen. Nicht so in Kärnten. Aufgrund der eingeschränkten Arbeitsmarktlage auf der einen Seite, aber einem relativ großen Angebot an Grundstücken, ist der Markt hier ganz und gar nicht so überhitzt, wie in Oberbayern. Wer hier also nicht sein Geld verdienen muss oder wer - wie wir - sein Geld überall verdienen kann, weil das Businessmodell auf dem Internet basiert, der kann hier preisgünstig glücklich werden.
So steht nun, im Jahr 2019, dem Bau unseres "Traumhauses" nichts mehr im Wege. Dabei ist das Schöne an unserem Traumhaus, dass es von der Größe und der Bauart her so konzipiert ist, dass es nicht beim Träumen bleiben muss. Es wird unser "Realhaus", was viel besser ist, als von einem Haus zu träumen, das nie realisiert wird.
Und hier geht´s zu unserem Selbstbau-Blog, wo wir den Bau unseres Hauses beschreiben: