Während die Eigenheime kleiner werden, hat sich die Technologie des Bauens stark verbessert. Viele Firmen bieten nicht bloß Einzelprodukte an, sondern Systeme von aufeinander abgestimmten Komponenten, die das Selbermachen vereinfachen. In Verbindung mit solchen Bau- und Ausbau-Systemen kann man ein Gebäude dahingehend konzipieren, dass man als Bauherr möglichst viel selbst erledigen kann. Und genau das wollen wir tun. Allerdings gibt es hier nicht den einen, richtigen Weg. Vielmehr ist jeder eingeladen, die Eckpfeiler seines Traums je nach Budget und Eigenvermögen beliebig weit zu stecken – mit den damit einhergehenden Konsequenzen hinsichtlich der Kosten.
Die Kriterien hierfür hat mein Kumpel Charly bei der Konzeption seines 50.000-Euro-Hauses klar umrissen: so klein wie möglich und so einfach wie möglich. Damit hat er es geschafft, im Jahr 2014 ein Haus zu konzipieren, das nach unseren gemeinsamen Berechnungen damals für 50.000 Euro hätte gebaut werden können (ab Oberkante Bodenplatte). Allerdings hat er dabei die Eckpfeiler sehr eng gesetzt und wäre bereit gewesen, in vielen Bereichen in die Extreme zu gehen, die notwendig ist, um so radikal niedrige Kosten zu realisieren.
Unser Architekt Hans-Peter Meyer von Vitalarchitektur Meyer in Weitnau im Allgäu führt jedoch weitere Aspekte ins Rennen, die ebenfalls berücksichtigt werden wollen, auch wenn sie teilweise höhere Kosten nach sich ziehen: Qualität, Langlebigkeit, Werthaltigkeit, potenzielle Folgekosten und Massentauglichkeit. Schließlich sollen unsere Ideen viele Leute beflügeln und nicht nur unsere eigenen Bedürfnisse befriedigen.
Das schreibe ich auch in meinem Wohnmobil-Selbstausbau-Buch:
«Baut so, dass es auch anderen Leuten gefällt.» Denn man weiß nie, ob man sein Fahrzeug mal wieder verkaufen will oder muss.
Das gilt erst recht für eine Immobilie. Zwei Beispiele:
Charly hätte das Dach seines Hauses mit Trapezblech belegt. Das ist günstig und extrem schnell zu bauen, weil die Bleche 1 m breit und bis zu 5 m lang sein können. Da ist das Dach wahrscheinlich an einem halben Tag gedeckt. Nachteile: Es dehnt sich bei Sonneneinstrahlung aus und zieht sich bei Kälte zusammen. Das bedeutet, dass jede Temperaturschwankung zu Knackgeräuschen im Dach führt. Das wäre vielleicht noch tolerierbar gewesen. Aber diese Ausdehnungen können an den Schraubstellen zu Undichtigkeiten führen. Das ist schon weniger akzeptabel. Bei Regen und Hagel ist ein solches Dach natürlich ungleich lauter, als wenn der Niederschlag auf ein Ziegeldach prasselt. Und schließlich werden in vielen Baugebieten Ziegeldächer vorgeschrieben, so dass ein Trapezblech-Dach für viele Bauherren gar nicht möglich ist. Andererseits sind derlei Vorschriften Schnee von gestern, denn immer mehr Bauherren belegen die komplette Dachfläche mit Photovoltaik-Modulen. Da muss es doch vollkommen egal sein, ob sich darunter Trapezbleche oder Dachziegel befinden.
Zweites Beispiel: Heizung und Warmwasserbereitung. Charly würde einen Holz- oder Pelletofen in seinem Haus verbauen, gegebenenfalls mit Wassertasche, so dass der Ofen auch Warmwasser erzeugt. Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, würde er an jeder Wasserentnahmestelle einen elektrischen Durchlauferhitzer montieren.
Für Küche, Dusche/Badewanne und Waschbecken wären das drei Durchlauferhitzer, die zusammen nur rund 1.000 Euro kosten und nur dann für warmes Wasser sorgen, wenn es gebraucht wird.
So habe ich mit meinem Kumpel Charly und meinem Architekten Hans-Peter zwei Pole in meinem «Berater-Pool», von denen es der eine günstig und cool machen würde, der andere immer wieder mahnend den Finger hebt, wenn es um Qualität, Nachhaltigkeit, Bauvorschriften und Mainstream-Fähigkeit einer Baulösung geht.
Gemeinsam haben wir ein Haus-Konzept ertüftelt, das an zehn Stellschrauben dreht, um den Hausbau wieder leistbar zu machen. Wir nennen unser Konzept «SchlauBau». Was genau wir damit meinen, möchte ich nachfolgend erläutern.